Aufgrund des Corona-Virus Covid-19 und der damit verbundenen Verschiebung des Saisonstarts der NASCAR Whelen Euro Series haben wir mit Andre Castro gesprochen. Als Amerikaner ist er aktuell besonders hart betroffen, da er u.a. in New York lebt.
André Castro ist ein 21-jähriger Amerikaner und in New York aufgewachsen. Nach seiner Debüt-Saison will er 2020 für das österreichische DF1 Racing Team um den Titel in der EuroNASCAR 2 mitfahren. Leider musste bereits die Fahrer- und Teampräsentation von DF1 Racing in Österreich im März ausfallen. Bis dato war die Lage unklar und aus Sicherheitsgründen wäre es nicht vertretbar gewesen. Dazu kamen diverse Schwierigkeiten, die Fahrer des 2020er Kaders aus ihren Heimatländern einzufliegen.
Kurz nach der Absage wurde bekannt, dass der Saisonauftakt in Valencia, Spanien verschoben wird und nun das neue Finale am 31.Oktober und 1. November 2020 darstellt. Mittlerweile wurde auch der GP von England in Brands Hatch verschoben. Hier gibt es allerdings noch keinen neuen Termin.
Diese Situation stellt nicht nur Teams, Veranstalter und Sponsoren vor Probleme, sondern auch die Fahrer, die meist noch andere Verpflichtungen neben ihrer Rennkarriere haben und ihr Berufsleben auf den Jahreskalender ihrer Rennserien abstimmen.
Andre Castro verbringt den größten Teil seiner Zeit in Chicago, dort studiert er an der Universität Chicago im Stadtteil Hyde Park. Aktuell will er auch die meiste Zeit dort bleiben und nicht in seine Heimatstadt New York reisen, da hier augenscheinlich das Epizentrum der Corona-Pandemie in den USA ist. Ebenso sind die Restriktionen und sogenannten „Lockdowns“ in Chicago bei weitem nicht so streng wie in New York.
Sein Studium der Betriebsökonomie dauert voraussichtlich noch ein ganzes Jahr. Er plant, im Juni 2021 seinen Abschluss zu machen. Sein Studium findet gerade in der Rennsaison online statt. Dazu nutzt der 21-jährige das Zoom System seiner Uni. Hierüber kann er sein Studium über Online-Videokonferenzen nachgehen. Er hat gerade seine Abschlussprüfungen geschrieben und beginnt am 6. April sein neues Semester komplett online.
Castro, der zwar bereits mit 7 ins Kart stieg, ist erst seit 2015 aktiv in der Rennszene unterwegs. Sein Weg führte ihn über die Skip Barber Championship Series hin zu der Team USA Scholarship welche er als Finalist abschloss. Dadurch wurde sein Appetit auf mehr Racing geweckt.
Eines Tages in seiner Wohnung lag er im Bett und suchte nach verschiedenen Rennserien, da fiel ihm u.a. die NASCAR Whelen Euro Series ins Auge und das Driver Recruitment Program. Hier bewarb er sich und wurde ins französische Fontenay eingeladen. Nach der Teilnahme konnte er einen Vertrag für 3 Rennen für das PK Carsport Team unterschreiben. Und das Debütjahr hat ihm so gut gefallen, dass er sich 2020 für eine Fortsetzung mit seinem neuem Team DF1 Racing entschieden hat.
In 2019 hat er aber auch festgestellt, wie hart um die Siege gefahren wird und wie wichtig es ist, konstant gute Leistung zu bringen. 2, 3 schlechte Ergebnisse können den Kampf um die Meisterschaft vorzeitig beenden. In 2019 konnte er u.a. 4 Podien, eine Pole Position und 2 Rookie-Trophäen einfahren. Aber er weiß, dass die diesjährige Saison noch härter und die Siege noch umkämpfter werden als in seiner Debütsaison.
Wir haben Andre auch gefragt wie sein Weg ihn zu DF1 geführt hat. Er hatte Norbert Walchhofer zwar schon oft an der Rennstrecke gesehen, aber selbst beim GP von Holland, als das DF1 Team mit Marko Stipp Motorsport eine Kooperation eingegangen war, kam es nicht zum Gespräch. „Es war mein Ingenieur bei PK Carsport, Koen Bevers, der tatsächlich mir vorgeschlagen hat ihn bei DF1 bezüglich der Möglichkeiten für 2020 anzusprechen.“ Über Threewide (Mario Schlimper) konnte der Kontakt während der Off-Season hergestellt werden.
Wie Castro beschreibt, waren sich schnell beide einig und stellten fest, dass sie dieselben Ziele und Visionen verfolgen. Also stand einer Zusammenarbeit um die Erreichung der gemeinsamen Ziele nichts mehr im Weg und ein Vertrag konnte ausgehandelt werden.
Wann es zu einem Saisonstart in der NASCAR Whelen Euro Series kommen wird ist ungewiss und auch Castro weiß das natürlich nicht. Geplant ist aktuell Most Mitte Juni. Castro vermutet, dass zu der Entscheidung eines Starts der Serie auch die Reisebestimmungen der USA maßgebend sind. Aber da es aktuell noch fast 3 Monate sind ist er positiv gesinnt. Auch er richtet sich an die Fans und appelliert daran zu Hause zu bleiben!
Aufgrund der unklaren Situation kann er keine konkreten Pläne machen. Aber nach wie vor ist der Sommer für die Rennsaison frei gehalten und sein Fokus liegt auf der NWES. Im Herbst ist die Rückkehr zur Uni geplant, sollte sich der Kalender verschieben sind einige Änderungen nötig. Ursprünglich war auch ein Semester in Barcelona geplant, wo er sein Studium fortsetzen wollte. Aber durch Corona wurde dieser Plan auch unmöglich gemacht.
Doch ein Gutes hat diese Zeit, er verbringt viel Zeit zu Hause und kann diese am PC verbringen und gerade mit iRacing sich auf die Saison vorbereiten und seine Skills verbessern. So will er vorbereitet sein, egal wann die Saison beginnt.
Im Sim-Racingbereich ist er aktiv seit dem Alter von 11 Jahren. Auch er stellt fest, dass Sim-Racing noch nie so sehr im Fokus stand, auch medial, wie im Moment. Er findet es sehr aufregend zu sehen wie die Popularität regelrecht gerade explodiert. Ebenso ist iRacing derzeit auf nahezu realem Niveau, auch das Fahrerfeeling. „Hoffentlich wird das Wettbewerbsniveau weiter steigen – höher und höher, da ich dadurch nur ein besserer Fahrer werde.“
Sim-Racing diente sein ganzes Leben als Vorbereitung seiner Karriere, er hatte bisher nie die Möglichkeit mehr als 1-2 Tage pro Jahr an der Rennstrecke zu testen, daher war es immer schon eine gute Möglichkeit. Er sieht hier eine gute Möglichkeit sich zu verbessern, weiß aber auch, dass so bestimmt viele andere Fahrer auch denken.
Am letzten Freitag startete Andre Castro neben einigen anderen NWES Fahrern, wie Alon Day, Loris Hezemans, Giorgio Maggi und Ben Creanor in der französischen iFRN Serie auf dem Charlotte Motor Speedway. Vor dem Rennen gab er uns seine Ziel bekannt, welches Top5 lautete. Es wäre ein Erfolg sich das gesamte Rennen dort aufzuhalten, so Castro.
Seine größte Befürchtung war, dass sein PC nicht durchhält. Ein neuer wird erst in den nächsten Tagen geliefert und das Rennen ganze 200 Runden lang war. Zunächst verlief das Rennen ganz für Castro, er schloss die Quali auf P4 ab. Doch bereits kurz vor Start machte ihm tatsächlich sein PC einen Strich durch die Rechnung und stürzte ab. Dadurch wurde er ans Ende des Feldes versetzt. Als der Rechner wieder startete waren alle Fahrer bereits in Runde 6.
Nun startete er seine Aufholjagd. P36 mit 6 Runden Rückstand ist nicht gerade die beste Ausgangssituation gewesen. Nach einem Zwischenfall mit der #10 von Ulysse Delsaux kämpfte er sich über 200 Runden auf P16 mit nur noch 1 Runde Rückstand. Wir gratulieren zu dieser Leistung.
Threewide hofft, dass wir uns alle bald an den europäischen Rennstrecken in Action wiedersehen und bis dahin die NASCAR Whelen Euro Series vielleicht dem amerikanischen Vorbild mit der NASCAR ProInvitational iRacing Series folgen wird, indem etwas ähnliches auf die Beine gestellt wird. Der Erfolg von eNASCAR sollte Ansporn genug sein und bietet auch eine Option für die vielen Sponsoren der NWES.