Chase Elliotts Kindheitstraum wird heute Realität

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Alle Blicke sind auf den jungen Chase Elliott gerichtet, der an diesem Wochenende sein NASCAR Sprint Cup Series Cup Debüt auf dem Martinsville Speedway feiert. 

An normalen Tagen war der Freitag am Martinsville Speedway für Chase Elliott enttäuschend. Doch dieses Wochenende ist so rein gar nichts normal für den 19 Jahre jungen NASCAR Piloten, der Kollegen und Fans im vergangenen Jahr mit dem Gewinn des NASCAR Xfinity Series Titel so sehr begeisterte. Dieses Wochenende ist für den Sohn des Hall of Famers Bill Elliott der Beginn einer neuen Ära; die Ära des Sprint Cups. Die höchste Rennserie der NASCAR und die bedeutendste Serie in der amerikanischen Motorsportwelt. Hier werden Youngster zu Stars, Stars zu Superstars und Superstars zu Legenden.

Ein Kindheitstraum geht in Erfüllung

Freitag war es also so weit und Chase Elliott stieg erstmals – offiziell – in seinen Sprint Cup Wagen und nahm am Training des STP 500 teil. Wenig später stand die Qualifikation an. Regen unterbrach die Streckenaktivitäten auf dem kürzesten Oval der NASCAR und somit war die Sorge groß, dass das Qualifying ausfallen könne und somit auch das Debüt von Elliott. Schließlich besitzt die #25 keinerlei Owner Punkte.

“Ein Teil von mir hatte Donnerstagabend Schwierigkeiten einzuschlafen. Ich war so verärgert, dass ich mich wirklich schlecht fühlte, als wir im Regen zur Strecke gefahren sind,” gab Elliott zu. “Wir besprachen uns sogar schon, was wir machen, wenn wir es nicht in das Rennen schaffen sollten. Ich wäre vermutlich ein lokales Short Track Rennen gefahren.”

Doch Mutter Natur hatte ein Einsehen mit der NASCAR und schloss die Schleusen am Himmel. Der unerfahrene Cup Pilot verhielt sich bedacht und qualifizierte sich auf dem 27. Rang. Nur zweimal in seiner Karriere startete er ein Rennen außerhalb der Top 26 in der NASCAR. Doch noch nie zuvor war er darüber so glücklich als an diesem Wochenende.

Mit einem Vater der innerhalb der NASCAR eine Legende ist, war schnell klar, wie das Ziel des Sohnes ausschaut: Die Sprint Cup Series. Die Serie in der Bill Elliott 37 Jahre lang fuhr, 44 Rennen gewann und im Jahre 1988 zum Champion gekrönt wurde, als er seinen zwielichtigen Widersacher Rusty Wallace hinter sich ließ. So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Cup Series schnell zu einem Kindheitstraum entwickelte. Und nun, nach vielen lokalen Late Model Rennen, kontroversen Truck Erfolgen und dem Xfinity Titel im vergangenen Jahr, ist es an diesem Wochenende so weit: Der Kindheitstraum entwickelt sich zur Realität.

“Ich weiß gar nicht warum ich mich so sehr über die 27. Startposition freue, doch gleichzeitig ist es super aufregend vor meinem ersten Cup Rennen zu stehen,” freute sich Elliott vor zwei Tagen, der dieses Wochenende die Startnummer 25 pilotieren wird.

STP 500 - Qualifying
Vater und Sohn freuen sich. – (c) Rainier Ehrhardt/NASCAR via Getty Images

“Es scheint, als würde ihn nichts beunruhigen”

Das dieser Tag schon ein Jahr nach seiner ersten Xfinity Series Saison Realität wird, haben nur die Wenigsten in der vergangenen Saison zu diesem Zeitpunkt gedacht. Viele sahen in ihm jede Menge Talent, doch nicht die nötige Reife, um auf dem höchsten Level der NASCAR zu bestehen. Doch dann kam das Rennen auf dem Texas Motor Speedway im April 2014, eine Strecke, auf der Elliott noch nie zuvor gefahren war. Er siegte und feierte im nächsten Rennen erneut in der Victory Lane. Und dies geschah erneut auf einer Strecke, auf der er nie zuvor gefahren war: Darlington. Der Ort, der Rookies normalerweise mit Leichtigkeit durchschüttelt und verschluckt.

In 2014 gewann der junge Mann jede Menge Reife und sollte den Xfinity Series Titel mit drei Saisonsiegen überlegend gewinnen.

“Ein Sieg, egal in welcher der drei nationalen Serien, ist schwierig. Aber dies mehrmals zu tun ist sehr außergewöhnlich,” erklärte der amtierende Sprint Cup Champion Kevin Harvick an diesem Wochenende. “Doch das Schwierigste steht ihm noch bevor und zwar mit den Erwartungen an ihn umzugehen. Aber das Wichtigste hat er: Er versteht Racing und kann anscheinend ein Auto bewegen.”

Die Erwartungen sind nach der grandiosen Saison tatsächlich bis in den Himmel gestiegen für Chase Elliott, doch sein derzeitiger Crew Chief Kenny Francis ist davon überzeugt, dass der 19-jährige auch diese Hürde überwinden wird. Francis, der bis zur letzten Saison Crew Chief für Kasey Kahne war, kennt seinen Vater Bill eine lange Zeit und erkennt vieles von ihm in dessen Sohn wieder.

“Er ist einfach nur unglaublich,” meinte Francis, der schon 2001 als führender Ingenieur für Bill Elliott arbeitete, an diesem Wochenende in einem Interview mit ESPN. “Ich habe mit Bill jede Menge Zeit verbracht in den letzten Jahren und er ist so abgeklärt und ruhig. Es hat mir immer viel Spaß gemacht mit ihm zu arbeiten und er wusste, wie er mit einzelnen Personen umgehen muss. Ich sehe viele dieser Dinge in Chase.”

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Chase Elliott mit seinen Eltern in der Victory Lane von Texas im vergangenen Jahr. – (c) Getty Images

Dinge, die sein Xfinity Series Boss und Teamkollege im Cup Dale Earnhardt Jr. genauso sieht: “Nichts hat ihn bisher aus der Ruhe gebracht. Es scheint, als würde ihn nichts beunruhigen.”

Kasey Kahne, dessen Wagen im selben Shop von Hendrick Motorsports gebaut werden, war im Jahre 2004 der Rookie, der Bill Elliott bei Evernham Motorsports beerbt hat und kann sich somit in die Situation von Chase Elliott hinein versetzen. Schließlich übernimmt Elliott nächstes Jahr den Wagen von dem viermaligen Cup Champion Jeff Gordon bei Hendrick Motorsports.

“Ich denke, er hat viel von seinem Vater gelernt und bringt seine eigenen Element hinein, was sehr cool ist. Ich freue mich für ihn, dass er die beste Möglichkeit bekommt, die ein Fahrer in der NASCAR bekommen kann,” so Kahne gegenüber ESPN. Auch über Elliotts zukünftigen Crew Chief Alan Gustafson, der derzeit noch das Team von Gordon leitet, verlor er positive Worte: “Alan Gustafson geht gut mit seiner Crew und seinen Fahrern um und arbeitet so hart, wie er nur kann. Das wird sich für Chase auszahlen und auch abseits der Strecke wird er eine große Hilfe für ihn sein.”

Martinsville und die Zukunft

Die Ziele für Sonntag klingen bescheiden, wenn auch nicht leicht erfüllbar: Alle 500 Rennrunden beenden. Eine einfache Aufgabe wird dies auf keinen Fall, schließlich sind Berührungen auf dem ungefähr 800 Meter kurzen Short Track im US-Bundesstaat Virginia an der Tagesordnung. Stoßstangen werden sich biegen und die Gemüter erhitzen.

Neben Martinsville und seiner Xfinity Series Saison wird Chase Elliott vier weitere Sprint Cup Rennen in diesem Jahr fahren, bevor er im kommenden Jahr die Nummer 24 von Jeff Gordon eine volle Saison pilotieren wird. Im April fährt er seinen NAPA Chevrolet in Richmond, im Mai in Charlotte, Indianapolis im Juli und Darlington im September. Rick Hendrick, der Teaminhaber von Hendrick Motorsports, war es, der diesen Kalender als Vorbereitung für 2016 zusammengestellt hat.

Auch wenn Elliott es schon weit gebracht hat, ist ihm bewusst, dass er noch viel Arbeit vor sich hat: “Auch wenn wir im letzten Jahr stellenweise Erfolge hatten und die Meisterschaft gewonnen haben, glaube ich nicht, dass die gleichen Leistungen im Cup reichen werden. Du musst dich aufraffen und noch härter arbeiten als sonst, denn es wird nicht einfacher werden.

Die Ära des Chase Elliott beginnt an diesem Wochenende und er hat es in der Hand, wie sich die Ära definieren wird.

STP 500 - Practice
Chase Elliotts Hendrick Motorsports Chevrolet mit NAPA als Sponsor. – (c) Daniel Shirey/Getty Images