Es ist wieder Road Course Zeit! Watkins Glen ist an der Reihe und somit vielleicht auch eines der besten Rennen des Jahres. – Viele neue Gesichter dabei.
Nicht umsonst nennen die Amerikaner die Rundkurse als die neuen Short Tracks, schließlich boten uns die beiden Rundkurse tolle und teils spektakuläre Rennen in den letzten Jahren. Nun steht also Watkins Glen an diesem Wochenende an, die Strecke, die Marcos Ambrose zur Zeit dominiert. Doch es ist nicht die absolute Dominanz, denn letztes Jahr gewann er das 355 Kilometer Rennen erst in der letzten Kurve. All diese Dinge machen Watkins Glen zu einem wahren Saisonhighlight und das verinnerlichen sogar die Fans über dem Teich: Die Streckenbetreiber erwarten an diesem Wochenende so viele Zuschauer wie jemals zuvor. In Zahlen: Über 100.000 NASCAR Fans!
Die Strecke an sich ist wie schon gesagt ein Rundkurs, der in dem Bundesstaat von New York beheimatet ist. Die ehemalige Formel 1 Strecke bietet zwei Varianten an, wovon die NASCAR die kürzere 3,4 Meilen Version einmal im Jahr fährt. Eine ausführliche Streckenbeschreibung schrieb ich schon für die Vorschau vom letzten Jahr und erlaube es mir, diese einmal zu zitieren:
Der Watkins Glen International ist gepaart mit schnellen, langen Geraden und 7 Kurven die zwar nicht so anspruchsvoll sind wie in Sonoma, aber deutlich mehr Überholmöglichkeiten bieten. Schon am Start geht es rasant los: Die Fahrer fahren auf eine 90° Kurve hinzu, die allerdings auch bergab geht! Dies ist eine der Schlüsselstellen für Überholmanöver, aber auch immer gut für Unfälle, da man sich hier schnell verschätzen kann. Zum Glück wurde hier vor ein paar Jahren das Kiesbett durch eine asphaltierte Auslaufzone ersetzt. Hat man die Kurve gemeistert, wird es wieder brenzlig. Nach einer kurzen Gerade wartet eine schnelle S-Kurve auf die Fahrer; hier muss man viel Schwung mitnehmen, damit man auf der längsten Gerade viel Geschwindigkeit mitnehmen kann. Anschließend wartet der so genannte “bus stop” eine Kombination zweier Kurven, die auch immer wieder Unfall-Potenzial hat, dass man sich dort leicht in die Karre fährt. Aber auch hier kann man gut überholen, wenn man sich Geschickt anstellt. Turn 6 sieht einfach aus, ist aber fies! Diese Kurve hat ein geringes Banking, allerdings ist der Übergang von der Kurve und der Geraden so rasant, dass man aufpassen muss das man hier nicht von der Strecke abkommt. Wer hier zu früh ans Gas geht, hat so gut wie verloren. Zum Schluss kommen die weniger anspruchvollen Kurven 6 und 7.
Am besten meistern konnte der ehemalige V8 Supercars Fahrer und Australier Marcos Ambrose die Strecke in den letzten Jahren, schließlich beendete er jedes seiner fünf Rennen in den Top 5, inklusive zwei Siege aus den letzten beiden Jahren. Kein Wunder das sein Durchschnittsergebnis mit 2,0 Topwert auf „The Glen“ ist. Doch hinter dem Ford Fusion Pilot von Richard Petty Motorsports tummeln sich weitere Fahrer, die für einen Sieg immer gut sind. So z.B. Joe Gibbs Racing Pilot Kyle Busch der letztes Jahr beinahe der Sieger war, wären sich er und Lieblingsrivale Brad Keselowski in Turn 2 nicht zu nahe gekommen. Mit einem Sieg aus dem Jahr 2008 und regelmäßigen Top 10 Platzierungen hat er sich durchaus als ein Road Course Spezialist unter den aktiven Sprint Cup Fahrern entpuppt und ist Jahr für Jahr ein Topfavorit, den man in den Augen behalten sollte. Von seinen beiden Kollegen Denny Hamlin und Matt Kenseth sollte man dieses Wochenende nicht all zu viel erwarten. Hamlin löffelt anscheinend wöchentlich das Pech mit einer Suppenkelle in sich hinein, während Matt Kenseth noch ein Cup Fahrer vom alten Schlag ist. Zwar konnte er seine Road Course Performance in den letzten Jahren deutlich verbessern, doch ein wirklicher Top 5 Kandidat ist er nicht.
Auch aus dem Hause Michael Waltrip Racing gibt es Fahrer, die am Sonntag vielleicht vorne mitmischen könnten. Zu einem natürlich Sonoma Sieger Martin Truex Jr., zum anderen New Hampshire Sieger Brian Vickers der diese Woche die #55 für Mark Martin bewegt. Die Motorsport-Europa Reise aus dem Jahr 2012 hat ihn auf den Rundkursen enorm weitergebracht und zeigte sowohl dieses Jahr wie auch letztes Jahr eine gute Leistung im kalifornischen Sonoma. In Watkins Glen fiel er letztes Jahr leider schon in der ersten Runde durch einen Motorenproblem seines Toyota Camry’s aus. Ich sehe ihn zwar nicht als Topfavoriten, doch ein Geheimfavorit ist er allemal. Von Teamkollege Clint Bowyer erwarte ich persönlich ein konstantes Top 15 Ergebnis mit einem eventuellen Ausreißer nach vorne.
Brad Keselowski ist ein weiterer Siegkandidat. Der aktuelle Sprint Cup Champion zeigte in Pocono eine tolle Leistung die ihm und das Team wieder ein bisschen mehr Selbstvertrauen gab, um in Watkins Glen um den Sieg mitzufahren, schließlich beendete er die letzten zwei Glen Rennen jeweils auf dem zweiten Platz hinter Marcos Ambrose! Ihn sehe ich als besten Piloten neben Marcos Ambrose an diesem Wochenende an und ein Sieg von „Bad Brad“ könnte die Chase Situation noch spannender aussehen lassen. Sein Teamkollege Joey Logano glänzte noch nie auf den Rundkursen und es spricht nichts dafür, dass dies sich diese Woche ändern sollte. Namen wie Juan Pablo Montoya und Kevin Harvick sollte man ebenfalls nicht außer Acht lassen, denn beide Fahrer haben mindestens einmal gewonnen.
Während Hendrick Motorsport die letzten Rennen in Indianapolis und Pocono regelrecht dominierte, könnte es am Sonntag schon nicht mehr so toll aussehen. Pocono Sieger Kasey Kahne und Dale Earnhardt Jr. galten noch nie als Watkins Glen Spezialisten und Jeff Gordons vier Siege auf dieser Strecke liegen nun auch schon mehr als 12 Jahre zurück. Der in der Meisterschaft auf Platz 1 liegende Jimmie Johnson tut sich in Watkins Glen ebenfalls schwer, auch wenn sein letztes Glen Resultat ein dritter Platz war. Er kann gewinnen, dass ist hoffentlich jedem klar. Doch die Chance das er es Sonntag tut, ist natürlich wesentlich geringer als auf den Ovalen.
Neben den bekannten Sprint Cup Fahrern tummeln sich auf der 43-Fahrer starken Entry List neue bzw. weniger bekannte Gesichter. Der für uns bekannteste Fahrer sollte „Mad Max“ Papis sein, der für den verletzten Tony Stewart antreten wird. Papis gilt als Roadcourse Spezialist und ist mit 94 Sprint Cup Rennen der erfahrenste NASCAR Fahrer aus Europa. Zwar liegt sein letztes Cup Rennen nun schon mehr als drei Jahre zurück, doch in der Nationwide Series fuhr er dieses Jahr schon in Road America und beendete das Rennen auf dem 17. Platz. Für mich ist der Italiener ein Geheimfavorit, schließlich hat er auf den Rundkursen viel Erfahrung und hat mit der #14 von Stewart / Haas Racing Championship Equipment. Man darf gespannt sein, auf welcher Position er am Ende des Tages durch das Ziel kommt. Auch Boris Said und Ron Fellows geben sich die Ehre, die als „road course ringer“ bekannt sind. Zwar sollte man sie in den Trainings beobachten, doch Siegkandidaten sind sie meiner Meinung nach auf keinen Fall. Der aus Puerto Rico stammende Victor Gonzalez Jr. gibt sich erneut die Ehre in Watkins Glen zu fahren, nachdem er schon in Sonoma unterwegs war. Ganz neu dabei ist der Australier Owen Kelly, ein ehemaliger V8 Supercars Fahrer, der schon ein wenig Nationwide Erfahrung in Road America sammelte. Er wird den Chevrolet SS von James Finch, Phoenix Racing, bewegen.
Ebenfalls erwähnenswert:
- AJ Allmendinger, Ron Fellows, David Gilliland, Michael McDowell und Kurt Busch haben Ende Juli in Watkins Glen getestet
Nun noch unsere wöchentliche Performance Grafik, mit den Top 12 „Driver Ratings“ und Durchschnittsergebnissen:
Das Wetter
Das Wetter für Watkins Glen sieht zur Zeit relativ gut aus. Freitag soll es zwar zu 50% regnen, doch Samstag und Sonntag werden derzeit nur mit 10% Regenwahrscheinlichkeit beziffert. Die Temperaturen werden um die 20° Celsius liegen. [Stand: Mittwoch, den 07.08.13]
Sonstiges
[…] Vorschau – Cheez-It 355 in Watkins Glen 2013 […]