Chase-Entscheidung in Richmond: Spannung bis tief in die Nacht

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Bowyer siegt zum zweiten mal in diesem Jahr (nascar.com)

Was ein Rennen um den Chase-Einzug in Richmond! Zuerst verzögert Regen den Start, dann dominiert Hamlin das Rennen, dann kommt der Regen zurück, dann greift Ryan Newman nach der zweiten Wildcard und dann steht um 1:30 Ortszeit (bzw. 7:30 deutscher Zeit) fest, dass Clint Bowyer das Rennen gewonnen hat und Kyle Busch um 3 Punkte den Chase verfehlt!

Zum geplanten Rennstart sah es gar nicht danach aus, dass es noch ein „Saturday Night Race“ geben würde, geschweige denn, dass man die vollen 400 Runden fahren würde. Dauerregen verunmöglichte zunächst die Austragung des so wichtigen Rennens, denn in diesem Rennen sollte nun endgültig entscheiden werden, wer in den Chase einzieht und somit die Chance auf den Titel wahren kann. Es ging da vor allem um die Frage: Kyle Busch oder Jeff Gordon. Um 21:15 Ortszeit wurden dann nach intensiver Trocknung des .75 Meilen Ovals die Motoren endlich gestartet. Earnhardt Jr. gab beim Rennstart die Führung an Gordon ab, der sich dadurch einen Bonuspunkt sichern konnte. Die erste Rennhälfte verlief in der Folge recht ruhig. Hamlin führte das Feld lange an, während Gordon Probleme mit dem Fahrverhalten seines Chevys hatte und sukzessive zurückfiel. Hauptkonkurrent Kyle Busch dagegen fiel zwar nie großartig auf, fuhr aber konstant in den Top 10 mit. Es sah alles danach aus, als könne Kyle Busch in den Chase fahren.

In Runde 138 gabs die dritte Gelbphase, diesmal wegen Regen (die erste war eine Competition Caution, die zweite aufgrund eines Regan-Drehers kurz danach). Es tröpfelte allerdings nur leicht, sodass NASCAR die Autos zunächst hinter dem Pacecar draußen ließ. Wenige Runden später gab es dann das „1 to go“-Signal, doch dann fing der Regen wieder an, allerdings so stark, dass die Autos in die Boxenstraße beordert wurden. Die rote Flagge war draußen, und es stellte sich die Frage, ob man nochmal fahren kann oder ob die Rennentscheidung vertagt werden muss. Eine Wertung war zu diesem Zeitpunkt keine Option, da die Rennhälfte noch nicht erreicht war. Die Fahrer verließen ihre Autos, und so konnten die Kameras einen sichtlich enttäuschten Jeff Gordon einfangen. Auto schlecht, Chancen schlecht, alles schlecht, so die Aussage seines Gesichts.

Gordon drin, Busch nicht: Einer von diesen zwölf Fahren wird Meister 2012. (nascar.com)

Ungefähr 20 Minuten vor Mitternacht mit noch über der Hälfte des Rennens zu fahren wurden die Piloten wieder in die Autos gebeten, nachdem der Regen wieder nachgelassen hatte. Ab da wurde das Rennen immer verrückter, mit vielen unterschiedlichen Strategien. Man konnte ganz klar sehen, dass die Reifen schnell nachließen, und sobald sich ein Fahrer in dominanter Weise an die Spitze gepowert hatte, ging kurz danach nichts mehr und von der Kurzzeitführung ging es wieder abwärts tief ins Feld hinein. So trumpften beispielsweise die Stewart/Haas-Piloten kurz auf, als sie im Doppelpack an die Spitze fuhren, um dann kurz darauf wieder überholt zu werden. Gerade für Newman entscheidend, denn wenn er gewinnt, ist er im Chase, ganz egal was Gordon und Busch machen.

Gelbphasen gab es nicht oft, es wurde viel unter Grün gefahren. Kurz nach Halbzeit drehte sich der spätere Rennsieger Bowyer und löste eine Caution aus, einige Zeit danach gab es mal wieder Regen-Gelb, zum Glück ging es aber diesmal sofort wieder weiter. 100 Runden nach Bowyers Dreher war er wieder vorne und überrundete sogar einen Jimmie Johnson, während Gordon so langsam wieder in Fahrt kam und sich in den Top 5 wiederfinden konnte. Derweil bekam Kyle Busch ein Handlingproblem und wurde ebenfalls überrundet. Das war zwar noch kein Beinbruch, da nur noch wenige Fahrzeug in der Leadlap waren, aber als dann beim entscheidenden letzten Stop von Kyle Busch eine Radmutter nicht fest war und nochmal nachgezogen werden musste war klar: Das wird ganz eng und ganz spannend um den Chase. Und Plötzlich hatte Gordon wieder gute Karten.

Die Strategien waren zu vielfältig, um alles genau analysieren zu können, aber Fakt ist: Clint Bowyer, der seine Führung 15 Runden vor dem Ende auf 10 Sekunden ausbauen konnte, war ganz knapp mit dem Benzin, während sich viele andere keine Gedanken um den Sprit machen mussten. Bei Hamlin war es noch knapper, 8 Runden zu knapp um genau zu sein, und so verlor das zu Beginn so dominante Auto Platz 2 in der Boxengasse. Inzwischen zeigte Gordon, was in seinem Hendrick-Auto steckt, und überholte die Gegner reihenweise, bis seine Aufholjagt dann auf Platz 2 gestoppt war. Boyer war immer noch zu weit weg, aber die Frage war, ob er es schaffen würde, oder ob ihm der Sprit wenige Meter vor dem Sieg ausgehen würde. Kyle Busch hatte weiter hinten so seine Probleme, die Gegner versuchten links und rechts gleichzeitig an ihm vorbeizufahren. Doch Busch wehrte sich mit allem, was er hatte, denn er war in einer extrem kritischen Position: 12 Punkte betrug der Vorsprung auf Gordon vor dem Rennen, also 12 Plätze. Kyle Busch lag wenige Runden vor dem Ende im Bereich des 14. Platzes, also genau 12 Plätze hinter Gordon. Gordon hatte eine Führungsrunde auf dem Konto, und Punktgleichstand würde für Kyle Busch das Aus bedeuten, da er weniger zweite Plätze zu Buche stehen hat. Busch musste bei einem zweiten Platz von Gordon also mindestens zwölfter werden. Allerdings konnte der Gibbs-Pilot die Meute nicht hinter sich halten und wurde in der letzten Runde noch von Ambrose und Earnhardt Jr. geschnappt. Gordon fuhr den zweiten Platz nach Hause, und Bowyer fuhr mit dem letzten Tropfen Benzin zum zweiten Saisonsieg nach Sonoma im Juni.

Den Cup im Blick: Verteidigt Hamlin die Tabellenführung bis zum Schluss? (nascar.com)

Drei Punkte beträgt also der Abstand zwischen Gordon und Busch nach diesem Rennen, um vier Positionen verliert Kyle Busch also die Chance auf den Titel. Während Busch nach dem Rennen naturgemäß ziemlich angefressen war, feierte Gordon, als hätte er den Titel bereits sicher in der Tasche. Doch es stehen noch 10 lange und spannende Rennen auf dem Programm, und Denny Hamlin geht mit den besten Chancen in die Finalläufe. Durch seine vier Erfolge steht er in der Tabelle nämlich auf Position 1, aber nur jeweils drei Punkte dahinter lauern Johnson, Stewart sowie Keselowski. Sechs Punkte hinter dem Leader befinden sich mit zwei Saisonsiegen Greg Biffle und Clint Bowyer im Waltrip-Toyota, weitere drei Punkte dahinter liegen Earnhardt und Kenseth. Auch im Chase, aber ohne Sieg, sind Harvick und Truex Jr., punktgleich mit den Wildcard-Gewinnern Kahne und Gordon. Alle anderen, allen voran Kyle Busch, fahren nur noch um Rennsiege und Tabellenplatz 13.

Der erste Finallauf findet nächste Woche auf dem Chicagoland Speedway statt.