Es war 0:56 Uhr Ortszeit, als das wohl verrückteste Daytona 500 der Geschichte endlich vorbei war. Das Rennen war zuvor aufgrund des Wetters mehrmals verschoben worden, doch was die NASCAR dann für eine Show lieferte entschädigte für alles.
Das Rennen wurde dann endlich gestartet: Um 19 Uhr Ortszeit gingen die Motoren an, kurz danach folgte unmittelbar der Rennstart. Nach bereits zwei Runden krachte es das erste mal, und zwar bei der Anfahrt auf Kurve 1. Jimmie Johnson wurde unsanft aus dem Weg geschoben, krachte in die Wand und wurde hart von folgenden Autos getroffen. Danica Patrick war in dem Unfall genauso involviert wie Vorjahressieger Bayne. Beide gingen später nochmal auf die Strecke, allerdings mit jeweils über 40 Runden Rückstand.
Als sich wenig später Newman aufgrund eines Plattfußes von der Strecke drehte, kam es zu den ersten Pit Stops, wo eben dieser Newman erneut unfreiwillig für Action sorgte: Ein Rad wurde nicht festgezogen, er stand in der „Fast Lane“ der Pit Road, um von einem Kollegen leicht getroffen zu werden.
In das Rennen kam jetzt so etwas wie Ruhe rein, um Runde 60 herum gab es sogar Green Flag Pit Stops zu sehen. Dabei ging alles gut, nur Stewart hatte wohl ein kleines Problem: Er wollte nach unten in die Pit Road, schaffte es aber nicht rechtzeitig von der oberen Linie nach unten und musste so eine Extrarunde alleine drehen. Er konnte sich aber nach dem Stopp wieder an das Pack anschließen.
20 Runden später ging der Hendrick-Motor von Gordon spektakulär am Ende der Gegengeraden hoch. Da er die nachfolgenden Autos via Handzeichen warnte, kam es nicht zum Big One. Gordon war zu diesem Zeitpunkt erster Fahrer auf der äußeren Spur.
In Runde 100 hat sich Martin Truex Jr. einen dicken Scheck abgeholt, der für den „Halbzeitsieger“ ausgeschrieben wurde. Die nächsten Runden gab es spektakuläres Packracing ohne Unterbrechungen.
In Runde 128 wurde Bowyer langsam, wahrscheinlich war das Benzin aus, und NASCAR wollte das ohne Gelbphase über die Bühne bringen. Tony Stewart und Mark Martin fuhren sofort noch unter Grün in die Box, in der Hoffnung, dass es noch Gelb gibt wegen der Bowyer-Situation (es war gerade kurz vor der nächsten Serie der Pit Stops). Und diese Caution kam auch, und so wurden die beiden alten Hasen des NASCAR-Racings nach vorne gespült, als alle anderen unter Gelb die Tankstelle aufsuchten.
44 Runden vor Schluss verlor David Stremme sein Auto und die letzten Boxenstopps der Nacht standen an. Und dann passierte das wohl kurioseste, was die NASCAR je gesehen hat: Juan Pablo Montoyas Auto hatte am Ende der Gegengeraden, als der in der Caution das Feld nach seinem Stop wieder einholte, ein Defekt am hinteren Teil seines Wagens, was dazu führte dass er seinen Chevy Eingangs Turn 3 verlor – und direkt auf einen Jetblower zurutschte! Die Blower waren zu diesem Zeitpunkt auf der Strecke, um den Reifenabrieb und kleine sonstige Teile von der Bahn zu pusten. Als die rote 42 in die Turbine krachte, sah man nur noch einen großen Feuerball, das ganze Kerosin der Heli-Turbine lief das Banking herunter und entzündete sich am heißen Triebwerk, eine richtige Feuerwand entstand. Verletzt wurde niemand, ein Wunder, wenn man sich das völlig zerstörte Montoya-Wrack ansieht. Dieses Kuriosum führte jedenfalls dazu, dass der Asphalt durch die enorme Hitzeentwicklung des brennenden Kerosins nahezu geschmolzen ist, sodass eine Reparatur der Strecke nötig war (fast so wie 2010, you remember?). Satte 2 Stunden standen die verbliebenen Piloten auf der Backstrech und plauderten, twitterten und gaben Interviews.
Während der Pause gab es dann noch eine Unbekannte: Das Wetter. Würde es anfangen zu regnen, wäre das Rennen gelaufen, denn es war ja bereits 23 Uhr Ortszeit, als die Streckenarbeiten immernoch in vollem Gange waren. NASCAR hätte wohl abgebrochen, wäre erneut Wasser vom Himmel getröpfelt, Dave Blaney wäre der Sieger gewesen. Zum Glück lösten sich alle kleinen Regenzellen, die auf Daytona zuzogen, vor dem Speedway auf, sodass tatsächlich alle 500 Meilen gefahren werden konnten. Sogar noch ein paar mehr.
Jedenfalls gab es in Runde 166 den Restart, im Anschluss kam es 13 Runden vor dem Ende (es gab zwischenzeitlich noch eine Caution) zum zweiten Big One des Tages der Nacht. Dabei erwischte es Carl Edwards, Jamie McMurray, Ragan Smith, Kasey Kahne in der 5, Brad Keselowski und ein paar andere. Auch Tony Stewart war involviert, das Auto schien nach dem leichten Crash aber noch intakt. Dass er weitertun konnte, interessierte aber nicht sonderlich, crashte er doch 4 Runden vor dem Ende erneut. In diesen Big One wurde auch Teamkollege Newman und Shootout-Sieger Kyle Busch involviert.
Die Entscheidung sollte also in der Green-White-Checkered-Verlängerung fallen: Als ob Kenseth 100 PS mehr gehabt hätte, setzte er sich erneut an die Spitze, dahinter lauerten Biffle und Dale Earnhardt Jr., dem die Rednecks so sehr die Daumen drückten. Biffle und Jr. waren sich aber nicht wirklich einig, wann und ob Kenseth denn angegriffen werden sollte (Kenseth und Biffle sind Teamkollegen). Da die #16 bis zum Schluss nicht an Kenseth rankam und so hinter der #17 blieb, versuchte der einzig verbliebene Hendrick-Fahrer, nach der letzten Kurve alleine zum Sieg zu fahren, was ihm aber nicht gelang. Er wurde zweiter, hinter Kenseth, der sein zweites „500“ nach 2009 gewann, allerdings war es das erste mal für ihn, dass er auch mit der checkered Flag abgewunken wurde. 2009 siegte er nach 152 Runden im Regen. Biffle wurde noch von der #88 geschnappt und beendete das Rennen als dritter. Denny Hamlin und Jeff Burton komplettieren die Top 5.
Nächstes Wochenende geht’s in Phoenix in Arizona weiter, die NASCAR-Crews haben nach dem verschobenen Saisonhighlight also nur 2 Tage, um durch die ganze USA zu fahren und unterwegs in Charlotte ihre Phoenix-Autos aufzuladen. Die Strecke wurde letztes Jahr neu asphaltiert, der erste Sieger auf dem neuen Belag war Kasey Kahne, damals noch im Red Bull Auto. Aufgrund der Zeitverschiebung startet das Cup-Rennen erst um 21 Uhr, die Nationwide Series fährt am Samstag um ungefähr 22:30 Uhr. Genauere Zeiten und die Vorschau gibt’s natürlich im Lauf der Woche hier am Stammtisch.
Update !
TV-Zeiten fürs kommende Phoenix Wochenende sind online…