Ein Urlaub im Herzen der NASCAR. Ein NASCAR Rennen auf dem damaligen LOWEs Motorspeedway. Was will ein NASCAR Fan mehr?
Ein guter Freund und dessen Familie gönnte sich dieses Erlebnis im Jahr 2009, und lies uns schon vor langer Zeit im damaligen Forum vom Stammtisch daran teilhaben.
Nun bekommt dieser Urlaubsbericht auch hier sein eigenes Reich und freut sich sicher auf Eure Kommentare.
“Freuen Sie sich auf warme Temperaturen in Charlotte“ stand im letzten Schreiben des Grand Prix Travel Team (worüber wir alles gebucht hatten).
Und das taten wir dann auch!
Wir, das sind der Erzähler Hans, Ehefrau Monika, deren Schwester Iris und unser Sohn Jonas (9-Jahre).
Sonntag, 11. Oktober (2009)
4.00 Uhr aufstehen, 5.00 ist Abfahrt nach Frankfurt, wir wollen ja schließlich unser Flugzeug nicht verpassen! Gegen acht Uhr sind wir am Flughafen, suchen unseren Check-In Schalter und……….und erfahren dass der Flug Nr.705 Frankfurt-Charlotte gecancelt ist.
Na ja, nehmen wir halt einen anderen, kann ja nicht so schwierig sein!
Nach nur einer halben Stunde sind wir dran und die nette Dame am Schalter von US-Airways bucht uns um auf Air Canada. Ist zwar kein Direktflug mehr, die ganze Aktion dauert 6 Stunden länger…egal, was macht das schon.
Natürlich müssen wir uns aber dazu erstmal beim Air Canada Schalter am anderen Ende des Terminals hinten anstellen zum Einchecken.
Nach einer guten Stunde in der Schlange vor Air Canada (wir beruhigen uns damit dass wir ja zum Glück sehr früh waren und hinter uns mehr Leute stehen als vor uns) begrüßt uns eine blondierte 50-jährige mit „wir sind schon minus 32“ und in einem Tonfall der erkennen lässt dass unser Ansinnen mitzufliegen irgendwo im Bereich zwischen unverschämt und sehr Phantasievoll anzusiedeln ist.
Minus 32 soll wohl heißen, dass der Flug bereits mit dieser Anzahl Personen überbucht ist. Sie schimpft noch darüber wie unverantwortlich es von US Airways sei uns hierher zu schicken.
Aber Sie versucht uns einzubuchen und tut ihr Bestes.
Eine Stunde später tut sie immer noch ihr Bestes! Die Reihen um uns lichten sich, an andreren Check In Plätzen scheint es keine Schwierigkeiten zu geben, neidvoll sehen wir zu…..
Und dass wir auch noch zusammensitzen wollen (mit unserem 9-jährigen Jonas) ist ein scheinbar absurder Anspruch!
„Check-in closed“ heißt es dann, aber sie versucht es weiter. Wir sollen unser Gepäck schon mal aufgeben. Aber ob wir dann auch mitfliegen, und auch noch alle vier, und zusammensitzen geht schon garnicht………da brechen wir die Aktion ab.
Vor dem US-Airways Schalter windet sich eine Menschenschlange über 100m durch den Frankfurter Flughafen. An der Gepäckabgabe fragen wir um Rat und dürfen uns am VIP-Check-In anstellen. Nach einer weiteren Stunde, Hans und Jonas gehen zwischendurch mal frühstücken, erklärt man uns dort dass es für heute keine Chance mehr gebe nach Charlotte zu gelangen.
Wir könnten erst am nächten Tag fliegen, allerdings sei der US-Airways Direktflug schon ausgebucht, man habe für uns aber woanders reserviert…..bei Air Canada!!
Jetzt erstmal eine rauchen. Und dann zum Steigenberger Hotel, welches man uns für die Übernachtung angeboten hat. Mit mitleidigen Blicken auf die mehrere hundert Menschen die vor US Airways immer noch warten (es ist wohl noch ein zweiter Flugausgefallen) verlassen wir das Flughafengebäude. Und suchen den Shuttle-Bus zum Hotel.
Dessen Abfahrpunkt ist (wie kann es auch anders sein) am komplett anderen Ende…..und wer weiß wie lang die Frankfurter Abflughallen sind, der weiß jetzt auch wie weit wir gelaufen sind!
Im Hotel angekommen sind noch keine Zimmer frei (war ja irgendwie klar), man leitet uns aber erstmal zu einem Nach-Mittagsessen.
Wir lassen uns die gute Laune trotz allem nicht verderben, vor allem bei Jonas habe ich das Gefühl es ist ihm durchaus recht nicht geflogen zu sein. Er genießt den Hotelaufenthalt und erstmal das Essen.
Später geht´s in den Wellnessbereich und natürlich hat besonders Jonas im Sprudel-Pool viel Spaß.
Wir lassen´s uns einfach gutgehen, auch wenn wir uns den Urlaubsanfang durchaus anders vorgestellt hätten! Abends genießen wir noch einen bunten Cocktail an der Bar…4 x Sex on the Beach bitte (einmal ohne Alkohol).
Und vor dem Hotel hat Jonas noch den Teambus der deutschen Fußball Nationalmannschaft entdeckt. Leider war die nicht da, „nur“ die Junioren der U21 Mannschaft; wir warten noch vor´m Hotel ob wir noch bekannte Spieler sehen. Moni holt sich sogar noch ein Autogramm…..wir haben bis heute nicht herausbekommen von wem das jetzt ist!!
Tag 2 Montag, 12. Oktober (2009)
Neues Spiel, neues Glück! Nach den Erfahrungen vom Vortag betreten wir mit gemischten Gefühlen das Flughafengebäude.
Fast wider Erwarten klappt alles völlig problemlos, sogar der gewünschte Fensterplatz für Jonas lässt sich organisieren. Super! Nach einem ruhigen Flug landen wir zum Zwischenstopp in Toronto/Kanada.
Dort müssen Zoll- und Einreiseformalitäten getätigt werden, die vorab eingeholte ESTA-Einreisegenehmigung erweist sich als völlig überflüssig, alles muss nochmal per Hand ausgefüllt werden.
Zwei Stunden später geht´s in einem deutlich kleineren Flugzeug Richtung USA. Wir werden ziemlich durchgeschüttelt, Verpflegung gibt’s praktisch nicht und schließlich sind alle froh als wir in Charlotte aufsetzen!
Endlich da, jetzt noch die Koffer und ab ins Hotel!
Das Kofferband startet, ein Koffer kommt, zwei, drei,…. einer fehlt, wir warten, irgendwann wird das Band abgeschaltet. Toll!
Wir suchen die „verlorene-Koffer-Meldestelle“ und müssen mit unserem „hervorragend erhaltenen“ Schulenglisch dann mal klar machen was wir wollen bzw. vermissen.
Moni und Jonas sind zuerst im richtigen Büro und während Moni den netten Leuten gerade klargemacht hat worum es geht, ruft Jonas „unser Koffer“… der wird gerade ins Büro getragen. War wohl vom Karren gefallen.
Ich kümmere mich um den Mietwagen. Noch aus Deutschland hatte ich angerufen und unsere eintägige Verspätung angekündigt. Das schien aber nicht bis zu den Mitarbeitern am Flughafencounter durchgedrungen zu sein, jedenfalls: der gebuchte Dodge Durango war nicht mehr verfügbar.
Aber „für nur 200,- USD mehr“ gab es dann einen Chrysler Aspen – ein großer SUV, ich wollte schließlich was Gescheites zum Fahren haben.
Voll des Vertrauens unterschreibt man da eigentlich alles was einem hingelegt wird. Für einen Deutschen bleibt da wohl immer ein etwas komisches Gefühl. War aber auch im Nachhinein kein Problem, im Gegenteil: eine so unkomplizierte Abwicklung auch bei Rückgabe – das gibt´s in Deutschland wohl kaum!
Draußen regnet´s! Im Shuttle-Bus geht´s zum riesigen Mietwagenparkplatz. Wir übernehmen den Chrysler und (ganz wichtig) das Navi und lassen uns in der Dunkelheit durch den Großstadtverkehr Richtung Hotel navigieren.
Angekommen im Hilton Charlotte University Place Hotel war dort die erste Auskunft so in der Art „Zimmer?“…“Ihr Termin war gestern!“…“We look what we can do“………..es gibt Moment im Leben da wird einem irgendwie ganz anders….!! (Natürlich hatten wir am Tag vorher aus Deutschland noch angerufen und unsere eintägige Verspätung angemeldet….!)
Man schickt uns erstmal zum Essen. Und das haben wir dann genossen (nachdem wir ein wenig „Speisekarten-Raten“ gemacht hatten und zur Überraschung alle was Leckeres auf dem Teller hatten).
Und dann ging´s auf die Zimmer. Wow, im 12. Stock, Executive Bereich, große Doppelzimmer mit Fenstern bis zum Boden, die einen wunderschönen Blick sogar bis zum 12 km entfernten Charlotte Motor Speedway erlaubten. So sollte es sein! Angekommen!
(Nur nicht dran denken dass wir schon fast 1,5 Tage hätten hier sein können….)
Tag 3 Dienstag, 13. Oktober (2009)
Frühstück- das wird in den nächsten Tagen jeweils ein Höhepunkt für Jonas! Da gibt´s Bratkartoffeln und Speck, Omelettes mit beliebiger Auflage, frisches Obst, Heidelbeeren, frische Waffeln…alles für kleine (und) große Feinschmecker!
Ein paar Stunden vorher hatte ich noch ein Erlebnis der besonderen Art: Wegen der Zeitumstellung gegen 5.30 Uhr aufgewacht, stehe ich um 6.00 auf…no smoking im Hotel.
Aber ich kann mir ja mal den abends im Dunkeln übernommenen Mietwagen nochmal ansehen und dabei gemütlich eine Guten-Morgen-Zigarette qualmen.
Also runter, Fluppe an und dann zum Chrysler.
Abends war mir schon aufgefallen dass die Fernbedienung der Zentralverriegelung nur zeitweise funktionierte, aber ist ja kein Problem, man kann ja auch den Schlüssel ins Türschloss stecken………und so machte ich das dann auch an diesem Morgen:
Huuup, huuup, huuup, huuup…alles ist still um das Hilton Hotel um sechs Uhr morgens, umso LAUTER ertönt dann eine Alarmanlage eines Chrysler Aspen. Und umso panischer versucht der Verursacher das Ding wieder aus zu kriegen…..Tür wieder zu, Fernbedienung probieren, Schlüssel ins Türschloss, Tür wieder auf, Fernbedienung weiter drücken, rein ins Auto und starten und…………Ruhe……..nach gefühlten zehn Minuten (auch wenn´s nur zwei waren).
Danach war ich wach!
Ein paar andere wahrscheinlich auch!
Und ich brauchte noch ne Zigarette. Wirklich!
Die Sache mit der Alarmanlage entwickelte sich im Laufe der Woche zu einem echten Running Gag. Die Fernbedienung funktionierte augenscheinlich nur bei Temperaturen über 17 Grad C und die erreichten wir außer am ersten Tag nie mehr.
Dementsprechend entwickelte ich eine Technik „Auto aufschließen, ´rein hechten, starten“ in weniger als 10 Sekunden. Funktionierte immer. Na ja, fast: Natürlich nicht als Jonas seinen Papa dabei filmen wollte, natürlich wieder auf dem Hotelparkplatz: aufschließen, rein springen, starten und….huuuup, huuuup, huuup, raus, nochmal das Gleiche, nochmal gleiches Ergebnis,….mittlerweile hupt auch das daneben geparkte Auto (wohl aus lauter Verbundenheit), beim dritten Versuch (oder vierten?) war dann endlich Ruhe. Und davon haben wir jetzt einen geilen Kurzfilm! (PiP: Papa in Panik)
Jedenfalls: Vor jedem Supermarkt, auf jedem Parkplatz, Tankstelle, bei jedem Shop oder Restaurant – ich hatte meine Übung und war der Aufmerksamkeit meiner Umgebung sicher!
Aber zurück zum Dienstagmorgen.
Erstmal zu Rennstrecke, zum Lowe´s Motorspeedway (heute wieder Charlotte Motorspeedway).
Und endlich sehen wir die ersten Nascar Autos live, Toyota hat schon einen großen Stand aufgebaut und dort stehen Fahrzeuge von Kyle Busch und Denny Hamlin.
Überall werden Stände aufgebaut, gewaltige Trucks und Trailer treffen ein…die Show rollt an.
Auf dem Weg zum Haupteingang des Motorspeedway gibt es einen Walk of Fame – legendäre Rennfahrer haben sich mit Hand- und Fußabdruck im Beton verewigt- Nascar Geschichte!
Im Eingangsbereich steht der Pokal mit den Namen aller bisherigen Sieger. Und natürlich gibt es einen gut sortierten Shop……der wird in dieser Woche gleich mehrmals von uns besucht.
Und die Tribünen sind geöffnet, wir können einen ersten Eindruck von dem noch menschenleeren Oval nehmen. Die Sonne kommt heraus, es wird wärmer. Arbeiter sprühen Logos auf den Rasen, andere reinigen die Strecke. Erste Team Trucks stehen im Infield.
Erstaunlich ist wie gut die Strecke zu überblicken ist, und ich hatte mir so viele Gedanken gemacht wo wohl die besten Sitzplätze sein könnten…..!
Aber wir wollen ja noch viel mehr sehen und ein wertvoller Tag ist uns geklaut worden.
Zuerst fahren wir zur „North Carolina Auto Racing Hall of Fame“ in Mooresville (nennt sich übrigens „Race City USA“).
Hinter dem großen Namen verbirgt sich ein nicht großes Museum vollgestopft mit Nascar Historie, Original Autos der legendären Fahrer (Wow, ich habe ein Auto von Curtis Turner berührt!!)(!) und Pokalen, Schildern, Anzügen, Helmen und und und…! Für mich ein absolutes Gänsehaut-Erlebnis und ein Höhepunkt unserer Reise!
Direkt weiter ging´s zu JR Motorsports, dem Team von Dale Earnhardt Jr., ganz besonders als großer Junior-Fan ein besonderes Erlebnis.
Und zum ersten Mal können wir auch durch eine große Glaswand direkt in eine Nascar Werkstatt sehen. Natürlich plündern wir auch den angeschlossenen Shop!
Weiter geht´s zu Hendrick Motorsports, dem erfolgreichsten Team der letzten Jahre. Und so sieht´s da auch aus, gigantisches Gelände und Gebäude, perfekte Präsentation, von aktuellen und historischen Autos und Pokalen.
Wir beobachten wie an Dale Jr.´s Auto geschraubt wird und als ein Mechaniker Jonas in seiner Fankleidung sieht, kommt er heraus und schenkt ihm eine Medaille! Ein ganz tolles „i-Tüpfelchen-Erlebnis!!! (VÖLLIG undenkbar in F1 oder DTM, da guggst du nur in die Werkstatt wenn du Multimillionär oder Hochstapler bist).
Natürlich plündern wir auch den (gigantischen) Shop!
Tag 4 Mittwoch, 14. Oktober (2009)
Ich musste nur nochmal kurz rauf zum Zimmer weil wir vorm Hotel feststellten, dass wir irgendwas vergessen hatten. Und dann stehe ich im 12. Stock vor dem Aufzug und da blinkt deutlich „Fire Emergency“.
Aha…brennt es? Oder eine Übung oder Funktionsprüfung? Bei Feuer soll man ja die Aufzüge nicht benutzen. Einen Treppenabgang finde ich nicht. Nach ein paar ratlosen Minuten entschloss ich mich das ganze als Übung einzustufen und fuhr mit dem Aufzug. Gebrannt hat es übrigens nicht!
Grau in Grau präsentierte sich das Wetter, geschätzte 10 Grad C, regnerisch. Schon Dienstagnachmittag hatte es geregnet und auch heute wird’s nicht besser. „Freuen Sie sich auf warme Temperaturen in Charlotte“ fällt uns dazu immer wieder ein. Wir freuten uns jeden Tag drauf, geholfen hat´s nicht!
Und heute soll das erste Rennen stattfinden, das „World of Outlaws“ Dirt Track Rennen auf einem kleinen Lehmoval neben dem großen Speedeway. Direkt dabei befindet sich übrigens auch noch eine Dragster-Mile für Beschleunigungsrennen.
Aber wie wir befürchten, die Dirt Track Rennen werden abgesagt bzw. auf November verschoben – was für uns das gleiche Ergebnis bedeutet. Sehr schade, das hatte ich mir actionreich und lustig vorgestellt und es wäre sicher ein Höhepunkt dieser Woche geworden.
Wir beobachten die weiter eintreffenden Trucks und Motorhomes. Die riesigen Campingareale und Wohnmobilstellplätze rund um den Speedway füllen sich langsam. Man bekommt allmählich einen Eindruck von den Dimensionen des Events wenn Nascar in Charlotte „einfällt“!
Mächtig beeindruckt hat mich ein vorbeifahrendes 14m Prevost Wohnmobil mit angehängtem Riesen-Pickup auf dessen Ladefläche wiederum so ein offener 4-sitziger Elektro-Golfwagen stand. Irgendwas hat der Besitzer in seinem Leben wohl richtig gemacht und weiß es zu genießen. Ähnliche Fahrzeuggespanne haben wir übrigens mehrfach gesehen.
Auch auf den großzügig angelegten und mit Sitzbänken und Feuerstelle versehenen Wohnmobilplätzen bewundern wir die Luxus-Motorhomes. Unser in Europa zur Spitzenklasse gehörender Teschner Coach wäre hier im Vergleich oberes Mittelfeld, jedenfalls nichts wonach man sich auf der Straße umdrehen würde.
Wir beschließen unsere Team-Rundreise weiter fortzusetzen und besuchen Stewart Haas Racing…..oder nein, erstmal suchen wir Stewart Haas Racing………und erleben ein Beispiel US-amerikanischer Freundlichkeit:
Nach einem kurzen Einkauf in einem Supermarkt frage ich den Mann der nach der Kasse beim Tüten einpacken hilft ob er weiß wo diese Adresse ist, welche unser Navi nicht führt. Erst erkundigt er sich bei seinen Kollegen und dann telefoniert er von seinem Privathandy erst mit der Auskunft und dann mit dem Stewart Haas Team und lässt sich den Weg beschreiben.
Wir waren natürlich völlig falsch und wären ohne seine Hilfe wohl noch länger durch die Gegend geirrt. Seine Reaktion auf das Trinkgeld das ich ihm gab ließ bei mir die Frage offen: habe ich ihn jetzt eher beleidigt, oder war es zu wenig, oder zu viel, oder einfach nur unnötig/unüblich? Ich weiß es bis heute nicht.
Die amerikanische Freundlichkeit, manche sagen ja sie sei oberflächlich, für uns war sie beeindruckend und sehr angenehm. Überall ist uns geholfen worden, gerade auch wenn wir uns mit holprigem Englisch sicher dumm angestellt haben. Das „you´re welcome“ und die offene aufmerksame Freundlichkeit ob an der Supermarktkasse, im Restaurant, an Verkaufsständen, Ticketschalter, Shops und Läden…..man denkt schon darüber nach in welche Gesichter man in Deutschland an gleicher Stelle blickt oder wie man behandelt wird. Wir jedenfalls empfanden diese amerikanische Mentalität als sehr angenehm!
Und sie half uns das Team von Tony Stewart zu finden. Wieder ein Wow-Erlebnis – in den verschiedenen Sponsorenlackierungen standen die Fahrzeuge von Smoke und auch Ryan Newman präsentiert direkt vor einer riesigen Glaswand, die den Blick in die klinisch saubere Werkstatt ermöglicht. Hochglänzend der Fußboden, fast scheint es so als ob die Teams einen Wettbewerb „wer hat den Strahlendosen Fußboden“ hätten.
Im Shop posiert Jonas lebensecht mit Helm unterm Arm zwischen Pappfiguren von Tony und Ryan.
Natürlich plündern wir auch gerade diesen Shop (Smoke for Champion!!)
Weiter geht´s Richtung Roush-Fenway Racing, eine tolle Ausstellung mit eigenem Kino und Exponaten aus verschiedenen Rennserien bei denen klar wird welch ein Riesenteam Jack Roush hier aufgebaut hat.
Den Shop plündern wir natürlich auch, allerdings in einer völlig neuen Dimension. (….die hatten so tolle Angebote u.a. mit signierten Diecasts…)(…und die AFLAC Teamkleidung war so schick fand Moni…)
Nochmal zurück zum Lowes Motorspeedway, vielleicht besteht ja doch noch eine kleine Chance dass das World of Outlaws Rennen stattfindet. Leider nein.
Als Alternativprogramm und weil uns einfach kalt ist besuchen wir dann das Concorde Mills Einkaufszentrum, die größte Shopping Mall in Carolina.
Wir sind länger damit beschäftigt die schätzungsweise 2×2 km langen Passagen abzuwandern und sehen natürlich viele interessante Geschäfte. Der günstige Dollarkurs tut ein Übriges. Klar gibt es da auch einen Nascar Shop den wir natürlich…!
Abends suchen wir uns ein Restaurant und da ist die Auswahl wirklich enorm, man hat den Eindruck etwa alle 500m gibt es eine Freßbude, Burgershop oder Restaurants für alle Geschmacksrichtungen.
Genauso entsprechend viele enorm übergewichtige Menschen sehen wir auch.
Essen gehen ist übrigens vergleichsweise günstig! Wir kämpfen uns wieder durch die Speisekarte und werden natürlich gut satt. Zum Abschluss gibt´s noch ein Mega-Stück Kuchen.
Tag 5 Donnerstag, 15. Oktober (2009)
Wir sehen aus dem Hotelfenster und sehen einen wolkenverhangenen Himmel. Und heute wollen wir die ersten Nascar Autos auf dem Oval fahren sehen, erst Training vom Sprint Cup und Nationwide Serie und dann „Bojangles Pole Night“ = Qualifying.
Wie jeden morgen ist Jonas begeister vom Frühstücks Buffet und langt richtig zu. Herrlich diese Bratkartoffeln!
Und auf geht´s zum Raceway. Vorher natürlich erst die Übung mit der Chrysler Alarmanlage.
Natürlich regnet es, wir werfen von der geöffneten Tribüne einen Blick auf die nasse Rennstrecke und das Fahrerlager und können uns schwer vorstellen hier und heute Autos fahren zu sehen.
Gegenüber der Rennstrecke sind inzwischen die Reihen der Verkaufstrailer aufgebaut, es dürften an die 100 Stück sein, aber noch ist nur ein Teil geöffnet.
Wir beschließen erstmal weitere Teams zu besuchen, ist ja alles nicht so weit weg, und wollen nachmittags zur Rennstrecke zurückkehren.
Bei Roush-Racing ist heute großer Fan-Day, aber der fällt buchstäblich auch ins Wasser.
Direkt gegenüber ist Yates-Racing, dort stehen allerdings nur zwei Autos im relativ dunklen Eingangsbereich, kein Shop, keine Sicht in die Werkstatt, kein weiterer Zutritt. Gegenüber den anderen Teams eine enttäuschende Präsentation!
Und nun wollen wir endlich fahrende Autos sehen, das Training müsste beginnen, aber die Strecke ist nass. Mit OHRENBETÄUBENDEN Geheule und 1km/h Geschwindigkeit sind die Trockner unterwegs und föhnen den Asphalt. Zwischendurch fallen immer wieder ein paar Regentropfen.
Wir warten geduldig.
Um 15.00 Uhr sollte das Sprint Cup Practice beginnen, dann um 18.00 das Nationwide Practice. Der gesamte Zeitplan gerät wegen des Wetters gehörig aus dem Ruder.
Gegen 18 Uhr sehen wir die ersten Autos, Sprint Cup Serie macht Training. Einfach geil die Boliden endlich fahren zu sehen, der ohrenbetäubende Sound und permanent vorbeirasende Autos machen jede Unterhaltung unmöglich. Aber endlich sehen wir unsere Stars fahren!!
Es ist kalt und windig und wirklich interessant ist es nicht, nach 1,5 h ist erstmal wieder Ruhe.
Gegen 20.30 startet endlich das Qualifying, Jonas fallen die Augen zu. Moni und Iris nehmen ihn schon mal mit zum Parkplatz um sich im Auto aufzuwärmen. So halte ich allein noch bis zum Ende durch und erlebe ein durchaus interessantes Spektakel mit völlig überlegenen Darbietungen von Jimmie Johnson und Mark Martin. Tony Stewart wird 5. und Dale Jr. nur 39. und steht damit noch elf Plätze hinter Carl Edwards.
Am Ende des Tages sind alle froh dass sie im Bett liegen!
Tag 6 Freitag, 16. Oktober (2009)
Wetter grau in grau. „Freuen Sie sich auf warme Tage in Charlotte“ wird zum Standardspruch bei uns!
Vor den heute anstehenden „Dollar General 300“ Nationwide Rennen wollen wir noch ein paar Teams besuchen und beginnen bei Joe Gibbs Racing der mit Kyle Busch, Denny Hamlin und Joey Logano das führende Toyota Team ist.
Wie bei allen Top Teams tolle Präsentation, voller Werkstatteinblick und ein Shop der natürlich wieder geplündert wird.
Sehr interessant ist es bei Race-World-USA/Michael Waltrip Racing, nicht nur weil uns der Chef selbst die Tür aufmacht (wirklich – er begrüßte uns, die weitgereisten Gäste, aber wer er war wurde mir erst klar als er bereits wieder weg war). Man geht in der zweiten Etage über/durch die Werkstatt, sieht den Mechanikern von oben bei der Arbeit zu, hat Einblick in Lager- und Produktionsräume, es gibt ein Kino und auf Wunsch eine persönliche Führung. Toll gemacht für Fans mit Interesse!!
Natürlich gibt es auch einen Shop für Plünderungen.
Weiter geht´s zu Ganassi Racing. Hochglänzend weiß lackierter Fußboden in der Werkstatt von Montoyas Team. Und ein Shop der unserer Plünderung entgeht. Haben wir glaube ich schlicht vergessen.
Auf geht´s zum Raceway, die Nationwide Serie formiert sich heute zum Start des 300 Meilen Rennens. Vorher haben wir noch einen Nascar Race View Scanner gemietet, einen tragbaren kleinen Bildschirm auf dem man die Live Bilder des Rennens, Inboardaufnahmen, Rundenzeiten, Rangliste etc. direkt verfolgen kann und den Kommentar über Kopfhörer hat. Für diese langen Rennen eine tolle Sache!
Sogar die Sonne lässt sich kurz blicken und taucht die Rennstrecke in ein warmes Licht während sich die Fahrzeuge des Sprint Cup zum Final Practice aufstellen. Es bleibt aber einfach Kalt!
Und wir denken an die Fans die auf den Extreme Seats sitzen – voll im Wind in der Höhe eines 10-stöckigen Hochhauses und sehen auf das Oval herunter. Das setzt schon eine gewisse Härte voraus, Extreme Seats trifft´s wohl sehr gut.
Mit beginnender Dunkelheit startet um 20 Uhr das Nationwide Rennen, wir erleben alles was zum Nascar Racing gehört, Crashs, Restarts, Windschattenduelle und sehen einen überlegen fahrenden Kyle Busch.
Bei Hälfte des Rennens fallen Jonas die Augen zu, die Anstrengung der letzten Tage macht sich bemerkbar.
Tag 7 Samstag, 17. Oktober (2009)
RACEDAY!!
Wir schlafen aus und frühstücken erstmal gemütlich. Ach diese Bratkartoffeln, Jonas muss schon ein wenig ein gebremst werden.
Auf zum Lowe´s Motorspeedway, 165000 Sitzplätze wollen gefüllt werden. Rund um die Rennstrecke sind alle Wiesen bis zum Horizont mit Campern und Wohnmobilen gefüllt. Alles spielt sich in einer anderen Dimension ab als wenn man zum Beispiel in Deutschland Autorennen besucht. Und Dimension ist dabei schon der richtige Begriff!
Das trifft nicht nur die Zuschauerzahlen (bei uns ist es ja inzwischen üblich die Anzahl von Freitag bis Sonntag zusammenzuzählen und wenn man dann stolz auf 60000 kommt war wahrscheinlich die gute Hälfte da).
Nein das ganze Drumherum mit Verkaufsständen, Aktionsbühnen, Auftritten, Autogrammstunden, Live Fernseh-Übertragungsstudio direkt öffentlich vor der Strecke, ich jedenfalls habe bei zig Rennbesuchen einschließlich sicher 10 F1 Rennen nicht annähernd vergleichbares gesehen!!
Und es ist nicht nur fanfreundlich, nein, die Fans werden richtig umworben und nicht wie Bittsteller die man nebenbei kräftig melken kann behandelt.
Eine andere Motorsportwelt eben!
Elektrokarren fahren die Fans von den Parkplätzen zur Rennstrecke oder von einem Eingang zum anderen. Wir schlendern die Fanzone entlang, schauen den Fernsehmoderatoren bei der Arbeit zu. Und besuchen natürlich die Reihen der Merchandise-Trailer und plündern noch ein wenig.
Für heute haben wir die absoluten Top Tickets „Club Suite Inside“ incl. Pit Besuch und Essen u. Trinken frei. Nachdem wir die letzten Tage wirklich gefroren und nach ein paar Stunden auch unbequem gesessen haben, freuen wir uns auf gepolsterte, breite Sitze im beheizten Raum mit trotzdem allerbester Aussicht.
Und: Ich höre sehr gerne laute Motoren und bin ein Ohrstöpselverweigerer, aber es ist bei diesen langen Rennen sehr angenehm wenn man sich auch mal mit seinem Nachbarn unterhalten kann!
Währenddessen noch gut zu essen hat auch höchstens der Linie geschadet.
Etwas kompliziert war es aber durchaus an die Pitlane Tickets zu kommen welche zwar in unseren Supertickets integriert waren, aber getrennt und nur am Raceday abgeholt werden mussten. Und zwar nicht dort wo sonst alle Tickets verkauft wurden, von dort wurden wir erstmal in unsere Suite geschickt, von dort wieder runter, nochmal nachfragen, und dann gab´s die ein Stockwerk tiefer. Muss man nur wissen.
Aber an diesem Raceday gab´s für mich auch die größte Enttäuschung unserer Nascar Reise: Wir kamen nicht ins Fahrerlager!
Die ganze Reise wurde insbesondere im Bezug auf Tickets und Hotel ziemlich ohne Rücksicht auf die Kosten geplant und auch gerade weil Reinfälle vermieden werden sollten über eine renommierte und auf Motorsortreisen spezialisierte Agentur gebucht. Tickets sollten es einfach die BESTEN dein mit Boxenbesuch und Teilnahme an den Driver Introduktion.
Ich wusste welche Karten ich bekomme, bin aber überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass die Pitlane Tickets nicht zum Besuch des Fahrerlagers berechtigen! Ich habe mich SEHR geärgert als wir vor der Absperrung standen und nicht weiterkamen und die Zeit einfach nicht mehr reichte die Einlassscheine noch zu kaufen!
Nun denn, wir schlenderten die Boxengasse auf und ab, in Turn 4 fand noch ein Rockkonzert statt, wir bewunderten wie steil das Banking ist wenn man wirklich drauf steht.
Ein Feuerwerk leitet die Driver Introductions ein, dabei hatten wir das schiere Glück einen Standplatz zu erwischen an dem alle Fahrer in 1 bis 2 m Entfernung vorbei mussten um zu ihren Fahrzeugen zu gelangen. So konnten wir wirklich alle mal ganz aus der Nähe sehen. War wie gesagt aber auch nur durch unseren zufällig guten Standplatz möglich. Sonst hätte man sich die Aktion besser von der Tribüne aus ansehen können.
Bemerkenswert war übrigens der hochnäsige Gesichtsausdruck von Kyle Busch, der scheint sein Bad-Boy-Image mit Begeisterung zu pflegen! Super!
Direkt vor uns spielt zwischendurch eine wohl 100-köpfige Marching Band – nicht schön, aber laut. SEHR laut!! Aber toll anzusehen.
Sie Nationalhymne wird gesungen von „irgendwann fällt´s mir wieder ein“ und pünktlich zum Ende donnern Flugzeuge über die Strecke. GÄNSEHAUTMOMENTE!!
Die Dämmerung bricht recht schnell herein, am Himmel steht ein riesiger Zeppelin dessen eine Seite ein gigantischer Bildschirm ist.
Was es nicht alles gibt…..!
Und dann wurde es Zeit dass wir uns zu unserer Suite durchkämpfen. Dort war es natürlich dann sehr angenehm: Bequeme breite Sessel, Platz die Beine auszustrecken, toller Ausblick über die gesamte Strecke und auf die Pitlane und Start-/Ziellinie.
Es ist geheizt, ein gar nicht zu unterschätzender Vorteil wenn man seit Tagen in ungemütlicher Kälte ´rumrennt oder auf den Tribünen sitzt.
Ein kleines Buffet mit verschiedenen Gerichten ist aufgebaut und an der Bar gibt´s Getränke.
Unter uns werden die Autos zur Startaufstellung geschoben. Da stehen sie der Reihe nach, alles wie im Fernsehen, nur diesmal ist es live!
Es sind Eindrücke die sich in mein Gedächtnis einbrennen.
Die Einführungsrunden beginnen und dann endlich: „Boogity boogity boogity let´s go racing“ – das Nascar Banking 500 ist gestartet.
43 x 850 PS donnern an uns vorbei, ich weiß gar nicht wo ich zuerst hinschauen soll.
ALLES will ich sehen …und habe einfach nicht genug Augen!
Jimmie Johnson ist an diesem Abend (mal wieder) nicht zu schlagen. Schon im Training fuhren er und Mark Martin scheinbar in einer anderen Liga. Meine Hochachtung!
Beeindruckend für uns waren immer wieder die Restarts und die hautnahen Positionskämpfe.
Dale Earnhardt Junior’s an sich sehr gutes Rennen endete nach technischen Problemen auf Rang 38, einen Platz vor Carl Edwards, Tony Stewart wird unscheinbarer 13.! Viel Pech hat auch Mark Martin als 17., vom Speed her wäre er nur knapp hinter Jimmie Johnson eingelaufen.
Unsere Fan Herzen hatten also wenig Grund zur Freude an diesem Abend, was aber dem tollen Erlebnis keinen Abbruch tat.
Wenn man berücksichtigt dass 165000 Leute gleichzeitig die Rennstrecke verlassen, dann war die Zeit um anschließend vom Parkplatz herunterzukommen sogar kurz.
Das war unser Race Day. AMAZING!
Tag 8 Sonntag, 18. Oktober (2009)
Da man mit dem Wetter ja nie so genau weiß, und Nascar nun mal bei Regen nicht fährt (und ggf. um einen Tag verschiebt) haben wir natürlich bei der Reiseplanung einen Sicherheitstag gesetzt, man weiß ja nie!
So haben wir an diesem Sonntag viel Zeit, schlafen erstmal schön aus und bewundern vom Hotelzimmer aus nochmal den in der Ferne gut sichtbaren Lowe´s Motorspeedway.
Nach einem ausführlichen Frühstück sind wir dann in die City von Charlotte gefahren von der wir bisher nur die Skyline kannten. Charlotte ist die 9.-größte Stadt der USA haben wir gelesen (wer hätte das gedacht/gewusst) und ein Bankenzentrum (darum auch das „Dollar General 300“ und „Bank of America 500“).
Leider wird die Nascar Hall of Fame hier erst im April 2010 eröffnet!
So fuhren wir nur ein wenig zwischen Wolkenkratzern ´rum, fanden aber sonst nichts Bemerkenswertes in der City (wohl auch weil wir uns nicht auskannten und auch nicht wussten was wir suchen).
So entschlossen wir uns nochmal am Raceway vorbei zum Concorde Mills Einkaufszentrum zu fahren um nochmal eine ausführlichen Einkaufsbummel zu machen.
Neben „ich-weiß-nicht-wie viel“ anderen Geschäften (aber VIELE!)ist darin auch ein „Bass Pro Shop – Worlds greatest Outdoor Center“ und das ist einfach gewaltig. Es müssen zehntausende von Angeln sein die da ausgestellt sind. Und es gibt einen Wasserfall und darunter ein Aquarium mit Riesenfischen (bis so um die 2m groß denke ich). Unglaublich. That´s America!
Witzig anzusehen war auch ein kunterbunter Laden voll mit Millionen Kaugummis. Oder der Laden der ausschließlich Hundespielzeug anbot. Wovon man überall leben kann….!
Moni und Jonas hatten viel Spaß in einem Fotoautomaten. Iris und ich und andere die vorbeigingen auch………..was die drinnen nicht wussten – die Grimassen wurden auch nach außen übertragen! Wir haben sie erstmal machen lassen….!
Tag 9 Montag, 19. Oktober (2009)
Abreisetag
Moni meinte wir hätten noch nicht genug Action gehabt.
Nee, leider war´s gar nicht so lustig.
Moni wachte auf und konnte sich fast nicht mehr bewegen, so stark waren die Rückenschmerzen. Und um 16 Uhr sollte unser 9-Stunden Flug beginnen. Völlig unmöglich in dem Zustand!
Also musste ein Arzt her. An der Rezeption erklärte man mir, dass es sowas wie Hausbesuche nicht gibt, aber dass in der Nähe ja das Krankenhaus sei.
Mir ist schon unklar wie wir Moni, mit diesen Schmerzen fast bewegungslos, dahin kriegen sollen. That´s America also!
Uns soviel Zeit bleibt uns ja nun auch nicht. So hatten wir keine Wahl und irgendwie haben wir´s geschafft Moni ins Charlotte Medical Center University zu verfrachten.
Als allererstes wird mal die Kreditkartennummer hinterlegt und erstmal 300,-$ einbehalten.
Iris und Jonas blieben in der Wartehalle und ich wartete mit Moni in einem Behandlungszimmer. Erst einchecken, wie wohl in jedem Krankenhaus (nehmen Sie Medikament, haben Sie ansteckende Krankheiten, sind Sie drogenabhängig oder schwanger, ….). Und warten. Und der nächste Arzt kommt für die nächste Vorabuntersuchung. Und warten. Man hat noch Fragen zu unseren Personalien. Und warten. Und die Untersuchung / Befragung beginnt – schnell wird klar dass wir bei soviel spezifischen Fragen einen Dolmetscher brauchen. Ein entsprechender Dienst wird angerufen. Diel Leitung bricht mehrmals zusammen. Und warten. Die Uhr tickt…!
Eigentlich sollte noch geröntgt werden, aber das hätte noch länger gedauert. So gab´s dann vom Arzt eine Betäubungsspritze und ein Rezept für starke Schmerzmittel um den Flug zu überstehen.
Jetzt aber, nur noch zur Apotheke und dann zum Flughafen.
Denkste!
Eine „Pharmacy“ ist wie wir feststellen eine Mischung zwischen Schlecker und Apotheke. Medikament bekommt man da auch. Aber doch nicht sofort!!
Die müssen extra zusammengemischt werden. Nur auf mein Drängen und mit dem Hinweis „16 Uhr Abflug“ konnte die Bearbeitungszeit auf eine knappe Stunde gesenkt werden.
Strahlend blauer Himmel und warme Temperatur erschienen uns an diesem Tag nach einer nasskalten ungemütlichen Woche fast wie ein Hohn!
Freuen Sie sich auf warme Temperaturen in Charlotte fiel uns dazu wieder ein. Gerne hätten wir sie eher gehabt!
Rechtzeitig waren wir dann noch am Flughafen, konnten unseren Mietwagen abgeben und völlig problemlos und ganz ohne Wartezeit einchecken. So geht´s also auch!
Ein wunderschönes Abschlussbild hat man übrigens am Douglas International Airport aus der großzügig verglasten Abflughalle über Flugzeuge hinweg auf die Skyline von Charlotte.
Der Flug nach Frankfurt und die anschließende Heimfahrt mit dem Auto hat Moni dank der starken Schmerzmittel gut überstanden.
Was danach noch aus dieser wie sich nach weiteren Krankenhausaufenthalten herausstellte, Ischiasnerventzündung wurde ist eine andere Geschichte.
Jedenfalls sind wir gut nach Hause gekommen und hätten uns gewünscht dass die hinreise auch so unproblematisch verlaufen wäre!
Nascar in Charlotte , was sonst noch so war
Amerikanische Verkehrspolizisten:
Wie aus dem Bilderbuch: kurzgeschorene Haare, die Kappe etwas zu weit nach vorne gezogen, spiegelnde Sonnenbrille (Regenwetter stört dabei weiter nicht), eine Körperhaltung die jede Zuwiderhandlung gefährlich erscheinen lasst, der lässig baumelnde Schlagstock unterstreicht das noch!
Ich dachte immer die sehen nur in Filmen so aus!
Gegend:
Eine leicht hügelige weitläufig erscheinende Landschaft, schön anzusehen, mit Seen und Ausflugszielen haben wir bei unseren Rundfahrten gesehen. Und abgesperrte supersaubere Wohnviertel in die nur Anwohner einfahren können.
Auf etwas entlegenen Landstraßen kann man sich sehr gut vorstellen wie hier früher die Moonshiner nachts den Whisky schmuggelten und hinter dem nächsten Hügel an einer staubigen Seitenstraße die Polizei wartete.
Trucks:
Klar wissen wir alle wie ein amerikanischer Truck aussieht und dass der groß ist. Und trotzdem ist´s live nochmal beeindruckender. Nicht nur die reine Größe, nein ich denke auch die Menge macht´s. Und gerade die Nascar-Trucks sind natürlich die Aushängeschilder ihrer Teams!
Highways:
Ich habe mich immer gefragt wie öde das Autofahren in USA wohl ist, alle mit ungefähr gleicher und niedriger Geschwindigkeit und meilenweit geradeaus……., also zu meiner eigenen Verblüffung fand ich´s sogar sehr angenehm. Ein Vorteil ist wohl dass auch die LKWs mit gleicher Geschwindigkeit fahren dürfen und das sind ja immerhin ca. 112 km/h.
Allerdings sind wir auch nie länger als 60km am Stück auf einem Highway gefahren. Vielleicht sieht´s nach 5 Stunden Fahrt ja ganz anders aus!?
Preise:
Wohl lag´s zum Teil am für uns günstigen Dollarkurs, jedenfalls erschien uns Vieles relativ günstig, ins besonders auch Essen und Trinken in Restaurants. Cola etc. zahlt man eh nur einmal, der Rest wird nachgeschenkt.
Aber auch Schuhe, Kleidung (gerade auch bei uns relativ teure Markenartikel) oder auch z.B. das Programmheft an der Rennstrecke…billiger als in Deutschland.
Beim Mietwagen bin ich mir da nicht so sicher, sobald man da was vernünftiges 8-zylindriges haben will explodieren die Preise. Brot-und-Butter-Autos liegen auf deutschem Niveau.
Charlotte University Hilton Hotel:
Äußerst angenehm, wobei wir natürlich auch Top-Zimmer hatten (idealerweise nebeneinander und durch eine Zwischentür verbunden), groß und mit tollem Ausblick.
Tee und Kaffe auf dem Zimmer, auf dem Flur Erfrischungsgetränke für 1 Dollar und ein Riesen-Eisautomat. Leider war der Schwimmbadbereich geschlossen.
Wir haben gut gegessen und es genossen in einem sehr guten Hotel untergekommen zu sein!
Sam Bass Gallery:
Wir haben natürlich auch den Gallerieshop DES Nascar Zeichners besucht, sehr interessant, tolle Ausstellung und Bilder!
Ich konnte mich nicht entscheiden, ´nen einfachen Druck wollte ich nicht kaufen, und die Originale oder limitierten Auflagen waren teuer. Und bei dem großen Angebot wusste ich auch nicht was ich nehmen sollte. Schade eigentlich!
Teambesuche:
Natürlich haben wir es nicht geschafft alle Teams im Umkreis von Charlotte zu besuchen, z.B. haben wir bei Red Bull davorgestanden, waren aber nicht drin (fast unverständlich aus heutiger Sicht!), Petty Enterprises haben wir nicht gefunden, Dale Earnhardt Inc. nicht gesucht.
Richard Petty Museum war uns zu weit weg, und für vieles fehlt dann doch die Zeit und ein Marathon sollten die Tage ja auch nicht werden.
Toll bei allen Teams wie fanfreundlich das aufgezogen ist, undenkbar in einer F1 oder DTM Welt.
Auch wie die Sponsoren sich vor der Rennstrecke präsentieren und um jeden Kunden werben und Aktionen und Attraktionen anbieten…..da kann man nur lernen!!
Navigationssystem:
„Turn right, Turn left, your destination on right, und vor allen Dingen der Tonfall mit der die weibliche Stimme die Ansagen machte (Jonas kann das perfekt nachmachen), so in der Art „wenn du jetzt nicht rechts abbiegst schmeiß ich dich raus“ – das werden wir wohl nie vergessen!
Iris und ihre Eintrittskarte:
Es war ja purer Zufall wer jetzt welche von den vier Eintrittskarten bekommt am Donnerstag. Jedenfalls kamen drei Leute problemlos durch die elektronische Eintrittskontrolle, nur unsere Iris nicht.
Mehrfach bemühte sich das Einlasspersonal die Karte zu scannen, no way! Iris musste dann mit zum Haupt-Ticketschalter (sah irgendwie aus wie abgeführt) und durfte anschließend doch noch rein.
Als wir dann das dritte Mal an diesem Tag an diesem Eingang standen wurde Iris fast schon freundschaftlich persönlich begrüßt von den Ordnern, aber es half alles nichts – wieder mit runter zum Hauptschalter.
Merke 1: Elektronik ist in USA auch nicht anders als in Deutschland.
Merke 2: wo auch immer in der Welt, es trifft immer die gleichen!
…und jetzt wird gefilmt:
Natürlich haben wir in Charlotte auch Filmaufnahmen gemacht um die Atmosphäre einzufangen.
Gerade Iris ihre Aufnahmen sind hochinteressant und aussagekräftig, besonders die mehrfach ca. 20-minütigen Passagen nachdem die Schutzkappe wieder auf die Linse aufgesteckt wurde und die Kamera in der Tasche verschwand, aber weiter eingeschaltet war. Man wartet. Und schau, irgendwann gibt´s wieder bewegte Bilder und…….und nach 5 Minuten verschwindet die Kamera wieder eingeschaltet in der Tasche.
Und schau, irgendwann gibt´s dann wieder bewegte Bilder und……und nach 5 Minuten………
Wirklich Unvergessliche Erinnerung. Das werden wir uns in 20 Jahren noch ansehen (und lästern!).
Fotoservice am Racetrack:
Immer wieder stehen vor den Eingängen oder auch auf den Tribünen Fotografen welche die Fans fotografieren. Die Bilder kann man sich nachher im Internet (kostenlos) runterladen oder T-Shirts, Tassen oder große Fotos davon bestellen. Schöner Service!
Nascar und Charlotte:
Ich weiß nicht wie es an anderen Nascar Strecken live ist, aber wer nicht „nur“ ein Rennen sehen will sondern die Welt von Nascar, der muss mal nach Charlotte und Umgebung.
Teams, Museen, Gallerien, ja und in jedem Kaufhaus oder Supermarkt wird Nascar gelebt. Man spürt die Geschichte förmlich.
HIER SCHLÄGT DAS HERZ VON NASCAR!!
Glück:
Ein wunderschönes Geschenk gab es ein paar Wochen später zu Weihnachten von Moni: Ein selbst zusammengestelltes Fotobuch unserer Reise. Das hat mich richtig berührt und tut es auch jetzt ein Jahr später noch. Es ist schwer in Worte zu fassen warum das so ist.
Wir hatten das Glück an vielen Reisen teilnehmen zu dürfen und (etwas übertrieben) die halbe Welt gesehen zu haben. Und doch war die 10-Tage-Charlotte Reise für mich auf einem völlig anderen Level!
Reiseziel USA, zu Nascar Rennen die mich seit Jahren faszinieren, nach Charlotte in das Herz von Nascar, das war natürlich schon ein Traum der wahr wurde.
Aber das erklärt noch lange nicht was mir diese Reise bedeutet, weswegen mich ein Fotobuch „auf den Punkt“ erwischt.
Es hat was mit Glück zu tun!
Trotz aller größeren und kleineren Schwierigkeiten haben wir unsere gute Laune nicht verloren, ja fast im Gegenteil, wir haben nicht nur alle Situationen gemeistert sonder sind dabei völlig ausgeglichen und zufrieden geblieben. Wir haben eine glückliche Zeit erlebt!
Ganz toll passt dazu die Fotozeichnung die Moni und Jonas im Fotokasten in der Concorde Mills haben machen lassen – sie sehen so entspannt, sorglos, glücklich aus. So war es in Charlotte, auch wenn es mal anstrengend war, wir gefroren haben, Rennen abgesagt wurden und und und.
Für mich, da bin ich sicher, war es die Reise meines Lebens, once in a lifetime, nicht reproduzierbare Glückszeit mit meiner geliebten Familie. Und mit dem Fotobuch halte ich dieses Glück buchstäblich nochmal in Händen. Und ich glaube wir waren alle glücklich, jedenfalls sehen die Fotos sehr danach aus!
Nicht ausgeschlossen dass wir nochmal nach Charlotte kommen, ich arbeite daran, wird auch sicher wieder toll.
Aber so wird´s nie wieder glaube ich. Ganz schwer in Worte zu fassen was diese Reise für mich bedeutet. GLÜCK!
(Ende)
Vielen Dank Hans für Deine Mühe und Deinen/Euren Reisebericht….!!! Bekommst dafür beim nächsten Wiedersehen ein Nattheimer Spezial von mir.ok.Und Grüß Moni und Jonas von mir.
Vielleicht haben nun ja andere NASCAR’istis Lust bekommen uns ihre Erlebnisse rund ums Thema NASCAR LIVE zu erzählen bzw. schreiben..Würde mich über jeden Bericht freuen und ihn hier veröffentlichen…Bei Interesse einfach ne Mail an info@nascar-stammtisch.de schreiben…
Cheers Jo