Chase 2.0: Das Resultat des Web 2.0

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Heute gab die NASCAR offiziell bekannt, dass die NASCAR ab 2014 ein neues Gesicht bekommt. Mit den Änderungen am Chase stößt man aber nicht auf viel Zustimmung, doch den Nerv der Zeit trifft man dennoch. 

(Von Niklas Eckl) – Mit dem heutigen Tage verändert sich die NASCAR radikal. Zwar führte man den “Chase for the Sprint Cup” schon im vergangenen Jahrzehnt, 2004 um genau zu sein, ein, doch heute macht man wohl den größten Schritt in eine neue Ära der NASCAR. Eine Ära die sich von den letzten Jahrzehnten grundlegend unterscheiden wird und eine Ära die womöglich die letzten Dinosaurier – im Volksmunde auch Rednecks genannt – verschrecken wird.

Doch bevor wir zu der Frage kommen, ob der Schritt denn der richtige sei, klären wir die bevorstehenden Veränderung noch einmal auf. Das neue Prozedere wird dem “Playoff”-Format deutlich gerechter und soll natürlich der Meisterschaftsentscheidung mehr Spannung verleihen. Absofort werden nach 26 Rennen ganze 16 anstatt 13 zwölf Fahrer in den alles entscheidenden Chase einziehen dürfen. Diese können sich allerdings hauptsächlich nur über Rennsiege in der regulären Saisonphase qualifizieren. Sollte es weniger als 16 Rennsieger geben und dies wird Jahr für Jahr der Fall sein, so wird nach Punkten aufgefüllt.

Soweit so gut, doch nun kommt die neue Grundidee: Nach wie vor soll der Chase zehn Rennen beinhalten, doch von nun an verabschieden sich jeweils die vier letzten Fahrer aus dem Chase nach jeweils drei Rennen. Diejenigen die während diesen drei Rennen ein Rennen gewinnen, sind automatisch für die nächste Runde qualifiziert! Außerdem werden nach jeder Runde (nach jedem dritten Rennen), die Punkte zurückgesetzt!

Somit werden beim Saisonfinale lediglich “nur” noch vier Piloten die Chance auf den Titel haben – doch diese sind höher als je zuvor. Denn auch nach dem neunten Rennen werden die Punkte der vier “Auserwählten” zurückgesetzt. Auf Deutsch: Wenn du den Titel haben willst, musst du vor den drei anderen Jungs ins Ziel kommen.

Als dies im ‘Charlotte Observer’ mitte Januar durchsickerte, war das Geschrei in der NASCAR Welt groß und auch in den kommenden Wochen, Monaten und vielleicht sogar Jahren wird dies immer wieder das Thema schlechthin sein. Noch nie gab es solch eine radikale Veränderung am Konzept einer Motorsport-Serie, in der Beziehung ist ausnahmsweise mal die NASCAR selber der Vorreiter. Positiv? Negativ? Die Zeit wird es zeigen.

Viele Fans haben sich beklagt und das mit Recht, denn auch meiner Meinung nach wird insbesondere der sportliche Wert des Sprint Cups in ein neues Tief fallen – knapp vor der Grenze zum lächerlichen. Während schon die erste Version des Chases – diese Version datiere ich persönlich von 2004 bis 2013 – veranlasste, dass nur noch 10 Rennen über die Meisterschaft entscheiden, setzt der “Chase 2.0” noch einen drauf: Lediglich ein Rennen wird über Sieg oder Niederlage entscheiden. Ja, man muss sich qualifizieren. Und ja, man muss die Eliminierungen während dem Chase überstehen. Doch wer in dieser Zeitspanne Fehler macht, der würde auch kein Champion in anderen Modis werden; sei es ohne Chase oder mit dem “Chase 1.0”.

Man stelle sich folgendes Szenario vor: Fahrer XY fährt eine sagenhafte Saison und dominiert das Feld nach Lust und Laune. Gewinnt drei, fünf oder gar sieben Rennen in der Saison. Nun, vor dem Saisonfinale, werden die Punkte zurückgesetzt und all die Siege und gesammelten Punkte können bildlich gesehen in die Mülltonne geschmissen werden. Fahrer XY hat nun, während dem letzten Rennen, Probleme mit seinem Material, sei es der Motor oder das Getriebe. Das Problem ist so schlimm, dass er in die Garage fährt und seine drei anderen Kontrahenten ziehen lassen muss. Eine komplette Saison, die er eigentlich bravurös mit einem Titel belohnt hätte, ist für den Po. Widerspricht sich die NASCAR hierbei nicht selber, wenn man öffentlich sagt das man mehr Zuschauer an die Strecken bzw. an den Fernseher locken will, aber dann die 35 Rennen derart in den Schatten stellt?

Blickt man mal vom sportlichen weg und geht zum Unterhaltungswert, dann findet man natürlich eine Verbesserung – dies aber auch nur für einen kurzen Zeitraum. Man erzeugt künstlich einen Game 7 Moment, den es so eigentlich nur zum Beispiel im Eishockey gibt, wo es erst im letzt möglichen Spiel eine Entscheidung gibt. Das Sprint Cup Saisonfinale 2011, zwischen Carl Edwards und Tony Stewart, war zum Beispiel einer dieser Momente, die die Spannung bis ins unerträgliche gesteigert hat. Doch wieso war es so “unerträglich spannend”? Da es etwas ganz besonderes war, weil es dies nicht Jahr für Jahr gibt. Genauso, wie es einen Game 7 Moment nicht Jahr für Jahr gibt – ein künstlicher erzeugter Game 7 Moment wie es die NASCAR nun tut, schon und genau deshalb wird man spätestens nach vier Jahren auch dies nicht mehr spannend finden.

Da ich die NASCAR nicht für dumm halte, bin ich mir sicher, dass man auch diesen Gedanken in ihren Planungen und Überlegungen hatten. Doch wieso tut man sowas dann trotzdem? Die Antwort ist: Wegen den “Fans”. Die meisten Rednecks, also die Hardcore-Fans aus dem Süden, sind mittlerweile entweder verstorben oder haben sich abgewandt, da sie mit den Veränderungen der letzten Jahre (CoT, Chase, etc.) nicht zufrieden waren, auch die etlichen Karriereenden von Oldschool-Fahrern und der Tot von Dale Earnhardt sind die Gründe der sinkenden Anzahl der Rednecks. Aber solch ein Playoff Format holt diese spezielle Art von Fans auch nicht zurück, vielmehr verschreckt man weitere. Und ich bin mir sicher, dass viele Fans kommen und gehen werden. Doch die Fans die kommen werden, sind nur für den Moment da. Sie sind solange da, bis es etwas neues cooles gibt.

Und hier sind wir bei meinem ganz persönlichen springenden Punkt, den ich jetzt einfach mal “Web 2.0 Generation” nenne. Wir leben in einer Zeit, in der alles größer, schneller, besser und was weiß ich was sein soll. Die Gründe liegen halt im Internet, bei den Social Medien. Viele bilden sich nicht mehr eine eigene Meinung, sondern übernehmen diese eins zu eins aus ihrer Twitter Timeline. “NASCAR doof?”, “NASCAR doof!”. So bildet sich, ganz unabsichtlich, eine große Meute an Fans die etwas kritisieren.

Vielleicht gewinnt man tatsächlich neue Fans mit dieser Änderung, doch ich bin felsenfest davon überzeugt, dass diese Fans nicht für die Ewigkeit sind. Dennoch sollte man dieses Chase-Format nicht schon jetzt “zerreißen”, sondern ihr eine Chance geben. Vom Entertainment Faktor ist dies ein großer Schritt in die richtige Richtung, während der Sport selber immer weiter in den Hintergrund rückt. Vielleicht ist es der richtige Weg, doch ich bin persönlich der Meinung (wie schon eben gesagt) das diese neuen Fans keine Fans der Ewigkeit sein werden. Die Zeit wird es zeigen und ich blicke gespannt auf die neue Saison und auf die nächsten Jahre.

Wie denkt ihr über die Änderungen? Lasst es uns wissen und probiert unsere neue Kommentar-Funktion aus. Wir würden uns freuen!